Feriencamps II



Meine Idee mit den Feriencamps erwies sich als echter Glücksgriff.

Gleich in unserer ersten römischen Woche ging es los. Montags gingen unsere Kinder zum dem Cap dieser katholischen Privatschule in unserem Viertel. Und Dienstags quetschte mich mit meinen Jungs in die überfüllte 8.30 Uhr U-Bahn und fuhr bis Flaminio. Von dort waren es nur noch ein paar hundert Meter durch die gleissende Hitze bis zum Explora, dem römischen Kindermuseum.
Ich hatte die Kinder schon angemeldet und alles war bereit für ihren ersten Probetag. Ich erklärte noch den Betreuerinnen, dass die Jungs noch nicht Italienisch sprachen…Abschiedskuss und hopp, ging ich zurück in die Hitze des Morgens. Etwas mulmig war mir schon zumute, dass ich meine armen Kinder allein in der Fremde zurückgelassen hatte. Aber als ich um drei wiederkam, wollten sie noch gar nicht gehen und so war ich gezwungen noch einmal zur Piazza di Spagna zu schlendern. Gaaaanz langsam natürlich und immer im Schatten.

Am nächsten Tag ging meine „Marktstudie“ in Sachen Feriencamps weiter. Diesmal ging es in den Zoo. Der heisst in Rom „Bioparco“ und befindet sich am nördlichen Ende der Villa Borghese. Das ist relativ weit und nicht so direkt zu erreichen. Aber zum Glück gab es ja den Dreier Bus. (über den gibt es noch mehr im Post zum öffentlichen Verkehr in Rom) Der fährt einen laaangen Bogen vom Colosseo über San Giovanni, San Lorenzo, die Viale Regina Marghrita bis zum Nordeingang der Villa Borghese. Das dauert, aber da es im Juli ja schon nicht so viel Verkehr gibt, kamen wir halbwegs pünktlich an. Da sass ich also in einem vollgequetschten Bus bei 35 Grad um 9 Uhr morgens uns starrte selig grinsend nach draussen auf das leicht heruntergekommene Viertel San Lorenzo: Wow, wir waren in Rom und werden ein Jahr bleiben. Ein fantastisches Gefühl!

Nachdem ich die Jungs erfolgreich abgegeben hatte, ging ich durch den Park in Richtung Galleria Borghese  U-Bahnstation Spagna zurück. Getragen von einer weiteren Welle der Extase. Denn die Galleria Borghese ist schon von aussen so wunderschön. Und dann der ganze Park. Seufz. So viel Schönheit auf einem Haufen in einer derartigen Qualität wie in Rom, das haut einen um.

Das Camp im Zoo war ok. Aber es gab auch viele Steckmücken, es war weit und die Kinder beschlossen, dass sie da nicht bedingt wieder hin wollten.
 
Damit war die Marktstudie erstmal abgeschlossen und die Jungs und wir beschlossen, dass sie erstmal ins Istituto Stanta Maria gehen würden. Dort war Emilio bereits nach der ersten Woche als Sänger und Tänzer bekannt und wir konnten beide Jungs in einer Abschlussshow bewundern. Sie haben gleich noch die Woche danach dort verbracht und dann wir gingen erstmal in den Urlaub ans Meer.

Als wir zurückkamen gab es erstmal gar keine Camps. Ich erkundete noch einmal ein anderes, das relativ weit weg war, aber über einen Pool verfügte.
Wir machten uns also auf an das andere Ende der Stadt, bis an die Endstation der achter Strassenbahn und hätten die Anlage beinahe nicht gefunden.
Doch der Aufwand hatte sich gelohnt. Ein Tennisverein hatte hier eine recht schöne Anlage mit einem Pool. Spontan beschlossen wir, dort den ganzen Tag am Pool abzuhängen. Wir trafen sogar eine deutsch-italienische Familie. Der italienische Mann war in diesem Viertel und mit diesem Tennisverein aufgewachsen und lebte mit seiner deutschen Frau und zwei Töchtern in New York. Mittags gab es in der Freibadkantine leckere Pasta. Ich konnte mich ausgiebig meinen Studien zum Verhalten der Italiener(innen) am Pool widmen und gegen Abend fuhren wir nach Hause.



Das Camp haben wir allerdings nicht gemacht. Es war doch zu weit und es gab nur wenige Kinder.

Die Jungs waren dann noch eine Woche in Santa Maria und eine Woche im Kindermuseum. Danach waren sie fit für das nächste Abenteuer: die Einschulung. Sie haben wichtige Begriffe und Sätze gelernt: "Hört auf!" (Smettila!), "Ich habe Durst!" (Ho sete), "Wo sind die Toiletten?" (Dov'é il bagno?). Und sie wussten, dass sie sich verständlich machen konnten.
Einige Kinder aus dem Santa Maria Camp waren zudem auch auf unserer Grundschule und da sie Emilios Showtalent schon kannten, forderten sie ihn auf, zu singen. Und so kam es, dass Emilio sich in seiner ersten Woche in der römischen Schule in den Pausenhof stellte und allen etwas vorsang. In der Schweiz wäre das vermutlich sein sozialer Tod gewesen…oder zumindest hätte man ihn für leicht bekloppt gehalten. Hier in Rom war er sofort der Held. Alle kannten ihn. Als mein Mann und ich  am Ende des Schuljahres durch unser Viertel schlenderten, wurden wir von einem kleinen Mädchen angesprochen, ob wir nicht Emilios Eltern wären und dass es schade wäre, dass er wieder wegging. Wir konnten es nicht fassen!

Comments

  1. I started this blog in German...and switched to English...

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