Trenitalia und ich

Da mein Mann und ich viel unterwegs sind, bin ich nebenberuflich u.a. auch ein Reisbüro. Die Reservierungsportale von Deutscher Bahn, SBB, Alitalia und Easyjet sind mir vertraut. Wenn ich ein Hotel suche, brauche ich ewig, weil ich nie einfach nur ein Hotel buchen kann. Ich muss immer das Beste finden. Zentral, günstig, gut gestylt, keine negativen Kommentare auf Tripadvisor...

Inzwischen könnte ich die Deutsche Bahn und die SBB darin beraten, wie sie ihre online Buchungssystem optimieren könnten. Da gäbe es so zwei, drei Dinge, die man noch verbessern könnte. (Das gibt dann mal einen Post, wenn ich wieder in der Schweiz sein werde.)

Bei der Trenitalia ist diese Liste allerdings sehr viel länger. Es fängt damit an, dass es vorkommen kann, dass es in bestimmte Städt Italiens schlichtweg keine Verbindung gibt. Neulich wollte ich mal schauen, wie man von Rom nach Pescara kommt. Keine Verbindung!! äh, wie kann das sein? Es gibt immer eine Verbindung! Vielleicht muss man ja erst nach Bolognia fahren und dann wieder runter, aber es muss doch möglich sein, dass man von Rom nach Pescara kommt. Inzwischen geht es wieder. Der Grund war, dass der Bahnhof Tiburtina in Rom gebrandt hatte und still lag. Da mussten anscheinend aber die Züge nach Pescara durch...hat einem aber keiner verraten in diesem Buchungssystem.

Wenn man von Rom nach Terracina zum Baden ans Meer will, gibt es gemäss Buchungssystem genau zwei Züge pro Tag: einen morgens um 6 (zu früh) und einen nachmittags um 15 Uhr (zu spät um für einen Tag ans Meer zu gehen). In Wirklichkeit gibt es mehr Verbindungen. Nur muss man dann in Monte San Biago in den Bus  umsteigen. Vom Buchungssystem erfährt man so etwas nicht. Unser Cousin in Fondi hat uns das im Vertrauen erzählt. Ich fasse es nicht! Zugverbindungen als Insiderinformation!!

Vor Weihnachten wollten wir von Rom nach Viterbo. Das sind 60 Kilometer. Wir hatten gesehen, dass es an der Piazza Flaminio eine Bahn nach Viterbo gibt. Im Internet konnte ich seltsamerweise keine vernünftige Verbindung  von dort aus finden. Ich vermutete, dass es wohl eine Privatbahn sein müsste, fand aber keine Infos dazu. Leichtsinnigerweise sind wir am Tag unserer Abreise einfach mal aufs Geratewohl zu diesem kleinen Bahnhof an der Piazza Flaminia gefahren und mussten feststellen, dass der Zug leider seit einiger Zeit nicht mehr bis Viterbo fährt. Also mussten wir zurück nach Termini von dort nach Ostiense, um dort einen sehr, sehr langsamen Zug nach Viterbo zu nehmen. Insgesamt haben wir so. 4 Stunden bis an unser Ausflugsziel gebraucht...Wir hätten auch nach Venedig fahren können in der Zeit...Selber schuld!

Wenn man eine Fahrt von Rom nach Lausanne buchen will, hat man wenig Einfluss auf die Wahl der Uhrzeit: Der Zug um 9 Uhr ist manchmal etwas knapp, um den Anschluss in Milano zu erwischen. Es ist aber nicht möglich, einfach den Zug nach Milano um 8 Uhr zu buchen, wenn man Lausanne als Zielbahnhof angibt. Das System besteht hartnäckig darauf, dass man den Zug von Rom nach Milano um 9 Uhr nimmt. Also, muss ich arme Frau immer zwei Tickets buchen. Erst eines bis Milano, damit ich den um 8 Uhr buchen darf und dann extra den Zug um 12.25h von Milano nach Lausanne. Kann man das verstehen? Nein, das kann man nicht!

Muss ich erwähnen, dass die von Trenitalia vorgeschreibenen Zwangsverbindungen nicht immer optimal sind? Will man von Rom nach Fribourg, wird man automatisch über Brig und Bern geschickt. Viel einfacher wäre es über Lausanne. Das lässt Trenitalia aber nicht zu. Und so muss ich halt wieder Ticketsplitting machen und ein extra Ticket für Lausanne-Fribourg bei der good old SBB buchen. Madonna!!

Aber jetzt zum bisherigen Höhepunkt meiner Love Story mit der Trenitalia:
Bei dem letzten Ticket nach Lausanne habe ich den fatalen Fehler gemacht, das Ticket nach Haus schicken zu lassen. Auslandstickets kann man nämlich nicht einfach zu Hause ausdrucken. (Warum eigentlich? Das ist in der Schweiz auch so. In Deutschland nicht...) Ich hatte das schon mal gewagt und es hatte geklappt. Diesmal nicht. Die Reise war für Dienstag Morgen vorgesehen und Montag Nachmittag war noch kein Ticket per Post bei uns angekommen. So bin ich am Tag vor der Abreise an den Bahnhof getapert, um das zu klären. Beim "Kundenservice" angekommen, habe ich mein Problem erklärt. Die junge Frau kannte den Bestellungsprozess im Internet gar nicht und so habe ich ihr den Ablauf mehrfach erklären müssen. Coole Italienisch Konversationsübung! Dazwischen verschwand sie immer wieder, um nach Hilfe zu suchen. Sie selbst hatten offenbar keine Ahnung. Ich hatte die ausgedruckte Rechnung für die Fahrscheine dabei. Das nütze aber gar nichts. Man braucht immer den Reservierungscodice. Also habe ich meinen Mann angerufen und der hat mir dann den Buchungscodice durchgesagt. Wieder verschwand Chiara T. (Die Trenitalia haben immer den Vornamen und einen Anfangsbuchstaben des Familiennamens auf den Namensschild. Bizarr!)

Die langen Phase von Chiaras Abwesenheiten nutze ich dazu in meiner Spotted by Local App noch neuen römischen Orten zu scouten, die ich noch aufsuchen wollte und damit ein paar schicke Fotos von der Stazione Termini zu machen, die mein erklärter Liebelingsbahnhof ist.




Als sie wieder kam, teilte sie mir mit, dass sie nichts machen könnte und man unter dem Code weder meinen noch den Namen meines Mannes fände. Ich sagte ihr, dass es mir total egal sei, welche Schwierigkeiten sie im Prozess hätte, das wäre nicht mein Problem. Ich habe diese Tickets bezahlt und gehe hier nicht weg, bis ich sie habe. Sie verschwand wieder. Ich überlegte, ob das jetzt die interkulturell angemessene Reaktion von mir war und fühlte mich etwas schlecht. Der teutonische Panzer war mit mir durchgegangen...

Als Chiara T. wieder erschien, hatte sie herausgefunden, dass sie das Ticket nicht finden und neu ausdrucken konnte, weil es ja schon aus dem System heraus war. Es war offensichtlich ausgedruckt worden und auf dem Postweg zu uns...Klappe zu, Affe tot. Immerhin hat Chiara T. so die internen Prozesse ihres Arbeitgebers besser kennen gelernt.

Nach einer Stunde mühsamen Diskutierens schickte mich Chiara zum Ticketschalter. Dort sollte ich den Coordinatore der Biglietteria anfragen, der den Fall jetzt auch schon kennen würde, dort würden mir dann neue Tickets ausgestellt und man würde sich um die Rückerstattung der nicht angekommen Fahrscheine kümmern. Resigniert stellte ich mich in die Schlage. Dort angekommen ging mir aber dann doch die Hutschnur hoch und ich fand, dass ich zumindest die Schlangen überspringen dürfen sollte und ging zurück zum "Kundenservice". Chiara T.. war nicht mehr da. Um so besser. Ich habe nämlich gelernt, dass es in Italian oft nützlich ist, es zweimal zu versuchen oder halt so lange, bis man die richtige Person antrifft.

Die neue Mitarbeiterin war älter, verstand mein Problem auf Anhieb, ging nur einmal weg und schickte mich dann direkt zu Schalter 18 zur Koordinatorin der Biglietteria. Dort habe ich das Problem dann noch einmal 2 verschieden Damen erklärt. Man kümmerte sich um meine Rückerstattung und sagte mir, dass man mich diesbezüglich anrufen würde. Ich kaufte die neuen Tickets.

Als ich erschöpft zu Hause ankam, rief noch die Dame von der Rückerstattung an, der ich allerlei Daten durchgeben musste. Die Dame meinte noch, dass ich die Annahme der Tickets verweigern müsste, wenn die Post sie doch noch bringen würde. Sie sind bis heute nicht angekommen. Dafür bekam ich per email die Bestätigung für die Rückerstattung. Wow.
Viva Trenitalia!

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