Il trionfo della Divina Provvidenza


Bei meiner abenteuerlichen Wohnungssuche in Rom, war ich schon einmal am Palazzo Barberini  vorbeigeradelt und mir war aufgefallen, dass es ein besonders schöner Ort ist.
Als ich dann endlich wirklich hin gegangen bin, es war mal wieder 35 Grad im Schatten, mein Mann hatte eine Deadline für ein Review und ich musste raus mit den Jungs. Also sind wir durch die am Vormittag noch nicht ganz so mörderische Hitze zum Palazzo Barberini gegangen.
Unterwegs brauchten die raggazzi natürlich ein Eis und als wir im Palazzo ankamen, waren sie schon fast ein bisschen ausgepowert. Der Garten war zwar ganz hübsch, aber auch sehr, sehr heiss.
 


Wir machten uns also auf, den Palazzo und seine Gemäldegalerie zu entdecken. Berühmt sind übrigens auch die zwei Treppenaufgänge von Bernini und Borromini. Eine davon haben Emilio und Francesco erstmal als Rutsche benutzt. Ich liess sie, es war zu heiss für Widerstand.

Die Gemäldegalerie hat meine Kinder natürlich nicht so gefesselt. Zu unrecht, denn die Auswahl reicht von Raffael über Cranach zu eine Reihe fantastischer Caravaggios. Aber dann kamen wir in diesen riesigen Saal mit diesem Fresco von Pietro da Cortona:

Il trionfo della Divina Provvidenza



Das ist so eine Art barockes Wimmelbild. Eine wahre tromp-l’oeil Orgie. Wir haben mindestens eine halbe Stunde damit verbracht, dieses Fresco zu bewundern.
Da gibt es gigantische Killerbienen, Brunnen, Säulen, Bäume, römische Statuen, Bären, einen Hypogreif, jede Menge Engel, ein Einhorn und Chronos, der eines seiner Kinder isst.









Die göttliche Vorsehung als Frau mit goldenem Heiligenschein dargestellt, hatte dafür gesorgt, dass ein Barberini – Urbano VIII - Papst geworden war. Seine Regierungszeit, so die Message, war ageblich geprägt von Vernunft und Wohlstand. In Realität war der Wohlstand hauptsächlich für den Pabst und seine Familie, die das römische Volk bis aufs Blut ausbeuteten. 

Die damalige Propaganda malte ein anderes Bild: Die Figur der göttlichen Vorsehung wird  umringt von den auch als Frauen dargestellten Tugenden: Klugheit, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Wahrheit und Schönheit.
Es geht um den Triumph der Intelligenz gegenüber der groben Gewalt. Deshalb sieht man Athena (=kluge Frau), wie sie die Titanen (=grobe Kerle) besiegt. Der Kriegsgott Mars wird in Urlaub geschickt. Schmiedgott Hephaistos schmiedet Waffen in Werkzeuge um.
Ja, klar: Kritiker finden das ist einfach nur kitschige Auftragskunst zur Verherrlichung einer (legendär ausbeuterischen) Oberschichtfamilie. 

Meine Söhne und ich waren aber trotzdem hin und weg.
Die Illusion der Räumlichkeit ist so gut gemacht, dass man schon sehr genau hinschauen muss, um zu sehen, dass die Säulen und Statuen an der Decke nur gemalt sind. Die riesigen Füsse der Titanen, scheinen auf einen zu zukommen. Wir konnten uns kaum satt sehen und immer wieder haben wir neue Dinge entdeckt. Da die Taube, dort der Engel, der eine Blumengirlande hält, die auf der anderen Seite eines Balken wieder herauskommt.
Francesco war so begeistert, dass er mir dauernd gedankt hat, dass ich ihm dieses tolle Bild gezeigt habe. Er hat mir lauter Küsschen gegeben und geschworen, dass er von jetzt an alles tun wir, was ich sage.
Uff, ein weiterer Tag in der Hitze war gerettet. Danke, Pietro da Cortona!

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