Montagsbanken

Gestern, Montag, wollte ich Geld holen, um endlich meine charmante Italienischlehrerin Marzia bezahlen zu können. Eigentlich hatte mein Mann schon das schon am Sonntag versucht. Da wir nicht wegen 100 Euro so viel Gebühren bezahlen wollen, wollte er eigentlich 1000 Euro holen. Aus unerfindlichen Gründe waren allerdings 250 Euro das Limit. Seltsam? Vielleicht war zu wenig Geld im Automaten...
Auf dem Heimweg vom Sport wollte ich also "mal schnell" Geld holen. Geschätzer Zeitaufwand: 10 Minuten maximal. Meine Kalkulation war, dass ich dann noch genug Zeit für das Mittagessen und die Italienischhausaufgabe haben würde, bevor Marzia kommen würde, um mir den "Congiunctivo" beizubringen. Eine glatte Fehlkalkulation!
  • Geldautomat Nr.1: Unicredit. Meine Karte wird sofort als deutschsprachig erkannt und man informiert mich auf Deutsch, dass umsonst ich abheben könnte, wenn ich Kundin der Hypovereinsbank wäre. Nein, Danke! Dann muss ich noch per Touchscreeen wählen, wieviel Geld ich gerne hätte und erst dann muss ich meine Geheimzahl eingeben. Meine Geheimzahl ist angeblich falsch. Komisch. Ich vertippe mich bei dieser Nummer eigentlich nie. Dann erscheint die erschreckende Nachricht, dass meine Karte innerhalb von 30 Sekunden eingezogen werden wird. Schock!
  • Geldautomat 2: Barcleys. Die ist doch vielleicht wirklich eine internationale Bank, hoffe ich. Ich gebe wieder alles ein: Sprachauswahl, gewünschter Betrag, Geheimzahl. Und dann ist es vorbei. Ohne weitere Erklärung wird meine Karte wieder ausgespruckt und nichts passiert.
  • Geldautomat 3: Die Nächste, bitte!? Ich laufe die via Merulana herunter und stelle dabei fest, dass es leider nur ganz am unteren Ende noch die Banca Popolare di Lazi gibt. Langsam habe ich grossen Hunger! Sofort nach Karteneingabe, wird mir mitgeteilt, dass der Automat gerade nicht funktioniert.
  • Geldautomat 4: Banca di SanMarino. Leider wieder ganz am Anfang der Merulana. Mir tun die Beine weh vom Laufen...Ein Touristenpäarchen versucht vor mir sein Glück. Ohne Erfolg. Sie erzählen mir, dass das schon der 5. Automat ist, den sie ausprobieren. Ich versuche es trotzdem. Ich gebe wieder alles ein und diesmal dauert es bestimmt drei Minuten, bis der Automat meine Karte wieder ausspuckt. Ich werde nervös.
  • Geldautomat 5: Ich versuche es nochmal bei der Unicredit. Vielleicht habe ich ja wirklich den Code falsch eingegeben? Diesmal passe ich besser auf und merke, dass der Automat einfach keinen Code akzeptiert, der mehr als die in Italien üblichen fünf Stellen hat. Schweizer Bankkarten haben sechs Stellen. Ja, ja, so international ist also die Unicredit! Auch sollten man bei dieser Bank mal in bessere übersetzer investieren. Dank meiner neuen Erkenntnisse bei den anderen italienischen Geldautomaten weiss ich jetzt, dass meine Karte nicht eingezogen wird, sondern, dass ich sie innerhalb von 30 Sekunden herausziehen muss.
  • Geldautomat 6: Posta Italia. Vielleicht kann mir ja die Post weiterhelfen. Interessant, bei diesem Automaten sieht man in der Wartezeit Werbung für  Jogurt. Dann wird mir aber schon gesagt, dass meine Karte hier ungültig wäre.
Ich gebe auf. Das ganze hat mich eine Stunde gekostet und ich schaffe es gerade noch schnell was zu essen, bevor Marzia klingelt. Das ist es also was neulich diese deutsche Sprechstundenhilfe zu mir meinte: "Aha, Sie kämpfen sich also schon seit zwei Monaten hier durch."
Am nächsten Tag versuche ich es wieder und es klappt bei der 2. Bank. Wir merken uns: Nie an Sonntagen und Montagen Geld holen müssen. Da sind die Automaten leer. Nie wieder Unicredit. Schnell ein italienisches Konto eröffnen. Der italienische Alltag braucht Flexibilität, Gelassenheit und Leichtigkeit. Ich hätte nach Bank zwei einfach aufhören müssen, statt mit deutscher Verbissenheit dranzubleiben. Dann hätte ich in Ruhe gegessen und Italienisch gelernt.

Comments

  1. Ue' Bettina
    sei troppo forte... continua cosi', e' sempre un piacere leggere i tuoi pezzi!
    Un abbraccio forte Marcella

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