Der Pesthauch der italienischen Bürokratie
Zum Glück hatten wir nicht sehr viel mit der sagenumwobenen italienischen
Bürokratie zu tun. Eigentlich habe ich es nur einmal selbst erlebt, dass sie
ihr hässliches Haupt für einen Augenblick in meine Richtung erhoben hat.
Ich hatte
mich in der Schweiz brav um den „titolo di studio” für meinen älteren Sohn Emilio gekümmert. Darin hatte
seine Schweizer Schule einfach nur bestätigen müssen, dass er in der Schweiz
die vierte Klasse abgeschlossen hat. Diese Bestätigung war dann noch einmal vom
italienischen Konsulat in Lausanne übersetzt und beglaubigt worden.
Stolz ging ich
also zur Schule, um die Einschreibung meiner Kinder abzuschließen. Die
Sekretärin sah sich das Dokument unserer Schweizer Schule genau an und meinte,
dass das aber so nicht ginge. Denn da würde stehen, dass Emilio in die vierte
Klasse geht (frequenta) und im Schuljahr 2011/12 in die fünfte Klasse aufrücken
würde. Die Frau störte sich allen Ernstes am tempus des verbes „frequentare“,
dass eben im Präsens ist. Sie meinte, dass sie das nicht akzeptieren könnte.
WAS! Ich merkte wie mir das Messer in der Hosentasche aufging und mich ein
durchdringendes Gefühl von Empörung, Wut, Unverständnis und Hilflosigkeit
durchfuhr. Doch dann entdeckte sie zum Glück auf der offiziellen Bestätigung
des Konsulates die allesrettende Vergangenheitsform: ha frequentato. Dann war
alles gut und die Einschreibung war fertig.
Ich atmete auf,
wunderte mich und wankte zur Türe. Mir war klar, dass es solche Fälle dauernd
gab und dass ich glimpflich davon gekommen bin. Bestimmt gibt es viele arme
Italiener, die sich seit Jahren erfolglos mit einem derartig absurden
bürokratischen Problem rumschlagen müssen: Sie haben für ihr Dokument nicht das
richtige Papier benützt (ja, das gibt es wirklich), der Stempel ist falsch oder
eben der Tempus eines Verbes… Viva Italia!
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