Comé non!? Italienisch für Fortgeschrittene
Seit meiner
Kindheit wollte ich Italienisch lernen. Mein Opa war ja aus Südtirol und hatte
vielen Menschen in meiner Heimatstadt Italienischunterricht gegeben. Auch
meinem Vater, der so meine Mutter kennen gelernt hat…Ich verdanke also quasi
dieser Sprache meine Existenz. Wenn das nicht Karma ist, dann weiss ich auch
nicht.
Leider war
mein Opa nicht gerade der begnadete Didaktiker und meine Versuche mit ihm
Italienisch zu lernen, waren wenig erfolgreich. Im Gymnasium hatte ich
Neigungsgruppe Italienisch. Leider war der Lehrer ein wirklich seltsamer Typ
und ich kann mich nur daran erinnern, dass wir Verben konjugiert haben.
Dann habe
ich an der Uni einen Kurs gemacht, der war nicht schlecht, aber es fehlte mir wieder
die nötige Konsequenz. Kurz vor dem Magisterabschluss habe ich noch mal einen
Intensivkurs gemacht. Das war gut, aber das war es dann auch wieder. Dann hatte
ich noch einmal in der Schweiz Anlauf genommen und habe einen Kurs gemacht.
Aber mit diesen einmal die Woche Freizeitkursen kommt man nie dazu, wirklich
die Sprache zu sprechen.
Das
Ergebnis all dieser unvollendeten Bemühungen war, dass ich relativ viel
verstand, Essen bestellen und Schuhe kaufen konnte und notfalls auch eine
lockere Unterhaltung im Urlaub oder mit meinen italienischen Verwandten
radebrechen konnte. Eher unbefriedigend.
Und so ist
es für mich wirklich die Erfüllung eines Lebenstraums, jetzt endlich richtig
Italienisch sprechen gelernt zu haben. Und zwar nicht nur dieses
überlebensitalienisch, das man relativ leicht lernt. Sonder das, wo man sich an
so abgefahren Grammatikstrukturen wie dem Congunctivo annähert.
Der
Congiunctivo ist die Verbform für Unsicherheit, Vermutungen, Emotionen und
Irreales. Also sehr wichtig in Italien. Das ist so ähnlich wie der gefürchtete
Subjonctiv im Französischen, nur, dass der Congiunctivo viel öfter benützt wird
und das in 4. verschieden Zeiten! Besonders angetan hat es mir der Congiunctivo
passato. Ich finde ihn sehr elegant und geradezu sexy. Vielleicht auch weil
mein Schwarm Tiziano Ferro ihn sehr oft in seinen Liedertexten einsetzt. Bei Sätzen wie „comé fossi ancora qui“
oder „se m’innamorassi davero“ oder “ Io Vorrei soltanto che la notte ora
velocemente andasse.” schmelze ich dahin.
Verwirrend
wir es bei manchen irregulären Pluralformen. Z.B. il braccio – der Arm wird im Plural le
braccia. Schick, oder?
Aber es gibt auch i bracci, das sind dann die Arme eines Kerzenleuchters oder
eines Flusses. Oder il grido – der
Schrei. Hier gibt es einen Plural für die Schreie von Tieren: i gridi. Und einen
für menschliche Schreie: le grida. Mamma mia!
Trotzdem
ist es schon angenehmer Italienisch zu lernen als Französisch, wo man als
Deutsche immer mit all diesen Buchstaben zu kämpfen hat, die nicht
ausgesprochen werden. Dank Französisch geht es aber auch sehr viel schneller mit
dem Italienisch lernen.
Es gibt
einfach so viele schöne Wörter und Ausdrücke, für die ich mich begeistern.
Die Römer sagen z.B. sehr oft „Comé no!?“, wenn man sie um etwas bittet. Also
statt wie im Deutschen „Warum nicht?“ zu sagen, sagen sie sinngemäss: „Wie
könnte man hier auch nur im Traum Nein sagen.“ Ich finde das wunderbar. Das ist
so positiv, so freundlich, charmant und entgegenkommend.
Gut gefällt
mir auch „Bo“. Das heisst einfach nur „keine Ahnung“. Reduced to the max! Da
sprechen Geräusche Bände. Deshalb begeistert mich auch das lange äääääää!, das
so viel heisst „Und was um Gottes willen soll ich jetzt machen?!“. Körpersprachlich
kann man dazu noch die Schultern hochziehen und das Kinn nach vorn schieben.
Herrlich!
Dann habe
ich noch eine Kollektion an Wörtern, die ich liebe: scivolare – rutschen, emozionante
– aufwühlend…Mehr fallen mir gerade spontan nicht ein, aber eigentlich finde
ich fast alle italienischen Wörter schön.
Auch der
Superlativ hat es mir angetan. Ich habe den Eindruck, dass man ihn in Italien
einfach viel öfter benutzt. Alles
ist bellissimo, figissimo, rarissimo, caldissimo, carissimo, intelligentissimo,
buonissimo, fortissimo…Nicht so lauwarme Zwischentöne.
Ihr seht
schon, es hat mir viel Spass gemacht Italienisch zu lernen. Und so gibt es an
dieser Stelle noch eine Zusammenfassung meiner Lernstrategie.
- Demut, Geduld, Gelassenheit, Hartnäckigkeit und Humor sind wichtig für die Grundeinstellung beim Spracherwerb. Wenn einem auch verzwickte Regeln wie die zur Bildung von Bedingungsätzen zur Weissgut treiben - es ist nicht persönlich gemeint. Wenn Du Dir in jedem Gespräch wie ein Depp vorkommst...entspann' Dich. Das wird mit der Zeit besser.
- Reden, reden, reden: Vergesst den Perfektionismus. Die Italiener freuen sich, wenn jemand Italienisch lernt und bringen gerne Deine Sätze zu Ende, wenn Du nicht mehr weiter weißt. So lernt man ziemlich viel. U.a. auch aus peinlichen Fehlern…(Dazu gibt es einen extra Post!), weil man das dann nie wieder vergisst.
- Filme anschauen
- Liedertexte sind super, weil sie sich gut im Hirn festsetzten. Mit Youtube kann man die meisten Lieder gleich mit Text hören und sehen.
- Lesen, lesen, lesen. Lest alles was geht: Zeitungen, Frauenzeitungen, Romane, Gebrauchsanweisungen.
- Podcasts: Ich bin ein auditiver Typ und so höre ich mir gerne Podcasts an. Denn die Hörkompetenz ist aufgrund der oft gnadenlosen Redegeschwindigkeit der Italiener sehr wichtig. Ich liebe die podcasts von Radio DJ, denn die sind sehr lustig und da reden immer alle durcheinander.
- Von unschätzbarem Wert war das Italienischwörterbuch von Leo auf dem iphone.
- Ich bin ein grosser Fan von Adesso. Das ist eine deutsche Zeitschrift auf Italienisch. Neben den Artikeln stehen die einschlägigen Vokabeln auf deutsch. Ausserdem gibt es Grammatikübungen, Interviews, Literaturtipps und ein kleines zusätzliches Heft mit Grammatikübungen. Diese kleinen Hefte hatte ich immer in der Handtasche und habe so die unvermeidlichen Bus- und sonstigen Wartezeiten sinnvoll überbrückt.
- Auf facebook fand ich die Website www.impariamoitaliano.com , da gibt es sehr gute Grammatikübungen.
- Zeitungshoroskope sind ein guter Test, weil darin immer recht abgedrehte Vokabeln zu finden sind. Ich habe sogar eine eigene Horoskop App von Radio Latte Miele auf meinem iphone. So habe ich jeden Tag zehn Sekunden Hörverständnisübung und ich lerne fast jeden Tag mindestens ein Wort dabei.
- Die hard-core übung für mein Hörverständnis war es aber immer mit den anderen Müttern morgens, wenn wir die Kinder in der Schule gebracht hatten, einen Cappuccino trinken zu gehen.
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