The Heat is on! Wie man die heissesten Wochen des Jahres in Rom überlebt.



Nach dem Jahrhundertschnee und dem Kälteschub an Ostern kann man sich das gar nicht mehr so vorstellen, wie wahnsinnig heiss es in Rom im Sommer ist.

Letztes Jahr hatten wir den fatalen Fehler gemacht, am 21. August aus dem Urlaub zurück zu kommen, genau dann als die ganz grosse Hitze kam. Angeblich war es nämlich bis zu diesem Datum, laut Beteuerungen von Römern, nicht so heiss wie sonst. Das merkten wir z.B. daran, dass es in unserer Wohnung vor dem Urlaub im Juli noch einigermassen erträglich war, obwohl wir keine Klimaanlage haben. Aber dann, aber dann…

Vormittags bis ca. 11 Uhr ging’s noch. Man konnte noch draussen einen Cappuccino trinken gehen und auch in der Wohnung war es nicht zu heiss. Danach mussten wir alle Fenster und Fensterläden verrammeln und wir sassen mitten am helllichten Tag mit Licht in der Wohnung. Wir fühlten uns ein bisschen wie im Gefängnis.
Ab 11 brauchte man aber auch gar nicht mehr losziehen und auf der Strasse unterwegs sein, wenn man nicht innerhalb von Minuten zu einem verbrutzelten Grillwürstchen werden wollte. Gleichzeitig war es ab spätestens 14 Uhr in der Wohnung unerträglich. Ein Dilemma.

Verschiedenste Strategien haben wir ausprobiert, um mit dieser mörderischen Hitze auszukommen.

Vormittags kann man  noch schnell in ein kühles Museum gehen. 
Ein gute Strategie wäre es gewesen, einfach mehr nachts unterwegs zu sein. Leider scheiterte diese Strategie an dem noch immer unitalienischen Schlafverhalten meiner Kinder. Nach 22 Uhr waren sie zu müde, um noch mit uns um die Häuser zu ziehen, sie waren immer um 7 Uhr früh wach und weigerten sich, trotz Androhung finstester Strafen, einen Mittagsschlaf zu machen. 

Nachmittags rettete uns dann das Piscina delle Rose. Zum Glück ist es von uns aus nicht weit bis zu U-Bahn Station Colosseo. Trotzdem: auf dem Weg dorthin gibt es keinen Flecken Schatten. Wir müssen durch den Park, über eine breite, gefährliche Strasse mit einem verblassten Zebrastreifen, den niemand respektiert und dann noch ca. 500 m am Colosseum entlang.

Es war wie im Inneren eines Pizzaofens und ich hatte das Gefühl, dass meine Croc’s jeden Moment schmelzen würden. Und dann musste man natürlich noch die Fahrt in der oft voll gepackten U-Bahn überleben, in der man nicht selten neben Menschen stand, deren Deo bereits seit Stunden in Anbetracht der Hitze versagt hat. 

Nach dieser Tortur im Piscina anzukommen war immer eine wahre Erlösung. Das Piscina delle Rose ist eine echte Grosstadtoase. Alles ist schön und sauber. Es laufen nur sehr gepflegte Menschen rum. Es gibt Aqua Gym Kurse. Ja, da bin ich mit anderen Italienerinnen etwas lächerlich im Wasser herumgeturnt. Sieht albern aus, ist aber doch anstrengend und ganz lustig. Die Bahnen für sportliches Schwimmern sind immer abgetrennt und darin tummeln sich fast nur schöne Schwimmer, die alle gut schwimmen. Es gibt eine Bar mit gutem Espresso und Eis, die Umkleiden sind makellos, es gibt ein angegliedertes Fitnessstudio und einen Beauty-Salon. Mamma mia!

Die ganze Anlage ist von hohen Bäumen umgeben und wird mit Musik beschallt, die gute Laune macht. Meine Kinder und ich (und sogar mein heldenhafter Mann, der sonst nicht so der Freibad-Fan ist) haben dort wirklich schöne Stunden verbracht. Und nach dem Bad konnte man auf der andren Strassenseite mit Blick auf den künstlichen kleinen See von EUR sehr nett sitzen und einen Aperitivo trinken. Fantastico! Das ist dann Summer in the City der Spass macht.

Der einzige Nachteil des Piscina delle Rose ist, dass es halt doch recht teuer ist. 20 Euro für mich und die Kinder unter der Woche. 36 Euro für die ganze Familie an einem Sonntag. Tja, italienische Piscinas sind halt meistens privat getragen und nicht von der Stadt subventioniert, wie in Deutschland.

Und dann kann man noch nach Ostia ans Meer fahren. An der Metrostation Piramide steigt man die kleine Bahn und in einer guten halben Stunde kann man z.B. in Stella Polare aussteigen, die Strasse in Richtung Meer hinunter gehen und in einer der vielen Stabilimenti eine Liege und einen Sonnenschirm mieten. Es gibt auch freie Strände, aber da müsste man dann einen Sonnenschirm mitschleppen und das war uns zu viel. Noch dazu wo es in der Bahn immer sehr, sehr voll ist.
Wir sind meistens ins Plinius gegangen. Und das bis Mitte Oktober.

Auch die Küste nördlich von Rom haben wir ausprobiert und sind nie wieder dahin zurück gekehrt. Wir hatten in diesem Roman „Quattro Stagioni“ (Ein SZ Journalist erzählt sein Jahr in Rom mit der Familie) gelesen, dass Santa Severa nett sein sollte. Wir wurden enttäuscht. Selten habe ich einen so vollen, so hässlichen und so schmutzigen Strand gesehen. Als ich mich tapfer in die pisswarmen Fluten schmiss, schwamm eine gebrauchte Slipeinlage an mir vorbei. Iiiigiiiittt. Da hatten meine tapferen Jungs und ich es geschafft, uns bei 40 Grad Hitze mit dem Zug bis in dieses Kaff zu quälen- Dann mussten wir noch 15 Minuten zu Fuss bis zum Meer zu Fuss gehen und haben eine gefährliche Landstrasse überquert und dann das.

Erst diesen Sommer habe ich eine weitere entscheidende Entdeckung gemacht: Auf manchen Dachterrassen von Hotels gibt es auch Pools. Leider sind die meistens sehr, sehr teuer für Menschen, die nicht im Hotel wohnen. Und bei 45 Euro für einen 15 Meter Pool hört auch bei mir der Spass auf. Zum Glück hatte ich im Rahmen meines Projekts „Wir erkunden die schönsten Dachterrassen römischer Hotels“ u.a. das Dach des Mercure Hotels am Kolosseum erkundet. Dort habe ich mich nett mit dem Bademeister unterhalten und er meinte ich könnte natürlich jederzeit mal zum Schwimmen vorbeikommen. Aha! Das habe ich mir natürlich nicht zweimal sagen lassen und bin bei nächster Gelegenheit mit meinen Jungs dort hinauf gegangen. Es war wirklich fantastisch. Es ging ein leichtes Lüftlein, vom Pool aus schauten wir auf das Kolosseum. Meine Jungs und ich waren begeistert und tranken genüsslich eine Lemon Soda.




Und dann haben wir noch den Pool hinter den römischen Zisternen um die Ecke aufgetan.

 
















Die Sette Sale speicherten das Wasser, dass die Terme di Traiano täglich mit tausenden von Litern Wasser versorgte. In dem orangen Haus im Hintergrund wohnt übrigens William Defoe.

Der Pool gehört zum OS Club – einer etwas schnöseligen In-Location hinter unserem Park. Auch der war sehr schön und sehr schön teuer. 25 Euro für Erwachsene und 15 für Kinder. Aiuto!! Aber da wir erst 15 Minuten vor der Schliessung ankamen, durften wir umsonst einen Moment schwimmen. Wir waren selig. Nach einem weiteren Tag bei 40 Grad im Schatten gibt es fast nichts Schöneres.

 

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