La Nevicata di 2012: “Cade la Neve, ed io non capisco…”


Diesen Winter hat es geschneit in Rom. Und das nicht nur ein paar Flocken. Richtig ordentlich. Die ganze Stadt war in Tilt. Die Römer waren völlig aus dem Häuschen, weil das zum letzten Mal in dem Ausmass 1985 passiert war. Hier ein kleines Video mit schönen Luftaufnahmen vom weissen Roma:


Und noch ein paar meiner eigenen Fotos:

 Unser Park und das Colosseum im Schnee.
 Unsere Strasse...

Es gibt ein Sprichwort, das sagt, sinngemäss, dass es nur alle heiligen Zeiten in Rom schneit, bzw. immer wenn mal wieder ein Papst stirbt.

A Roma nevica ogni morte di papa.

Schnell kursierte der Spruch, dass Ratzinger sich schon deshalb Sorgen um sein Leben machen würde...
Keine Ahnung was so das mittlere Verfallsdatum von Päpsten ist,  25 Jahre?…Früher vermutlich kürzer, weil die Jungs nicht so alt wurden oder man sie frühzeitig vergiftet hat. (So wie z.B. der erste französische Papst Sylvester, aber das ist eine andere Geschichte…)

Neben dem Sprichwort gibt sogar ein altes Lied zu diesem Ereignis aus dem Jahr 1956:
La Nevicata del 56


Für mich und viele andere Italiener gibt es zum Schnee 2012 auch ein sehr spezielles, wunderschönes Lied. Es wurde zwar nicht erst für den Schnee in Rom geschrieben, aber es war gerade sowieso mein Lieblingslied und Tiziano Ferro läuft in dem Video so schön dramatisch durch den Tiefschnee. 

Was mich immer ein bisschen äregert bei vielen Videos von Tiziano ist allerdings das ziemlich perfide Product Placement. Achtet mal darauf: Am Anfang meint man sowieso man ist in einer Autowerbung gelandet und gegen Ende steht da doch ganz plötzlich für eine Sekunde eine Flasche Amaretto auf dem Tisch in der Skihütte. Trotzdem eines der Top-mega-Gänsehaut-für immer-ich schmelz dahin-Lieblingslieder unseres Romjahres: TIZIANO FERRO - ti adoro per sempre. (sorry, ich hab mich halt angepasst an die italienische Dramatik...)


Uns hat der Schnee natürlich nicht wirklich überrascht. Wir kennen das ja. Ausserdem scheint man sich hierzulande alles Mögliche einfallen zu lassen, damit wir uns nicht langweilen: Seit wir in Rom leben, scheinen derartige Naturereignisse und Sensationen nicht abzureissen: Jahrhundertgewitter, Jahrhundertregen, das Ende von Berlusconi…

Überrascht war ich allerdings, wie gut doch die viele Römer klamottenmässig für den Schnee ausgerüstet waren. Sie stiefelten mit Moonboots, extra dicken Daunenjacken, Skihosen und Handschuhen durch die Gegend. Daran kann man die wohlhabenderen Römer erkennen, die die im Winter ihre settimana bianca (Skiferien) in Cortina machen. (Immer zu Weihnachten gibt es sogar eine extra Winterkomödie zu diesem Thema http://www.youtube.com/watch?v=0CBW6oJEBQo . Eine von diesen nur schwer erträglichen Italoklamaukstreifen, für die sich auch viele Italiener ein bisschen schämen.) 

Auf den Strassen waren die Römer natürlich weniger gut vorbereitet: Wie man auf verschneiten und eisigen Strassen Auto fährt, lernt man hierzulande vermutlich nicht in der Fahrschule. Winterreifen? Nach dem ersten Schneefall setzte der grosse Run auf Winterreifen und Schneeketten ein. Die Schneeketten waren schnell ausverkauft und nur noch auf dem Schwarzmarkt auf der Porta Portese zu Wucherpreisen erhältlich. Der Bürgermeister verbot Autos ohne Schneereifen und den Motorinos den Ausgang. Und plötzlich war es beängstigend still auf Roms Strassen. Man merkte erstmal was für einen Krach gerade die Vespas und Motorräder ständig machen.

Rührend bis belustigend fanden wir die Methode des Salzstreuens. Dass das Eis nicht schilzt, wenn man den verschweissten Salzsack geschlossen auf den Boden schmeisst....


....oder lustige kleine Häufchen aus Salz in eine Ecke setzt, wusste anscheinend keiner. Vermutlich wollten die Beauftragten Salzverteiler die Sache einfach schnell und wirkungslos hinter sich bringen und wurden nach der verbrauchten Menge an Säcken bezahlt. Chissa! Wer weiss...


Da der Bürgermeister von Rom Angst hatte, es könnte zu grösseren Unfällen oder gar zu Toten, wie bei den Regenfällen in Genua, kommen, ordnete er die Schliessung der Schulen an. Insgesamt fünf Tage mussten die römischen Eltern schauen, wie und wo sie ihre Kinder unterkriegen, während sie versuchen mussten, durch die vom Schnee lahmgelegte Stadt zur Arbeit und zurück zu kommen. Glück hatte da diejenigen der berufstätigen Bevölkerung, die im öffentlichen Dientst arbeiten: Sie bekamen ebenfalls zwangsfrei.

Insgesamt hat sich Bürgermeister Gianni Alemanno (den viele seiner Mitbürger sowieso für dumm halten) beim Management des Schneeeinfalls mal wieder nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Allerdings muss man halt auch zugeben, dass es nicht einfach für eine Stadtverwaltung ist, auf Schneefälle vorbereitet  zu sein, wenn diese nur alle 20 Jahre eintreten. 

Symbolisch für dieses Problem stehen die 14 Schneeräumanhänger, die seit 1995 in einem Depot der Stadwerke vor sich hin gammelten. Man hatte sie vergessen, nicht in Stand gehalten und die dazugehörigen Fahrzeuge (an die man die Schneeschaufeln hätte montieren könne) waren teilweise schon ausgemustert. Ausserdem bräuchte man zudem für einen wirksamen Notfallplan bei Schneefall auch ein entsprechendes Budget und da Steuerhinterziehung ein italienischer Volkssport ist, fehlen auch hier, wie an so vielen Stellen der öffentlichen Wohlfahrt, die Mittel.

Und so war Rom für einige Tag wie gelähmt. Die öffentlichen Verkehrsmittel fuhren kaum. Dicke Eisplatten auf den Gehsteigen machten die Fortbewegung auch zu Fuss mühsam und gefährlich. Und trotzdem herrscht Volksfeststimmung, ähnlich wie auf dem Alstervergnügen in Hamburg, wenn die Binnenalster zufriert. .

Alle waren draussen in den Parks, bauten Schneemänner, warfen Schnellbälle, fuhren Schlitten und fotografierten sich gegenseitig vor den verschneiten Monumenten.  

There is always a little bit of heaven in a disaster area.



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